Der Philisterzirkel "Buchonia" unter den Cartellbrüdern
Prof. Dr. Klaus D. Feldmann (1979 - 1989) und Staatsanwalt Franz Trost (ab 1989)
Das durch Cbr. Dr. Pünder begonnene Ringen um rege Beteiligung an den Veranstaltungen setzte sich unter der Führung von Cbr. Dr. Feldmann fort. Mit großartigen Ideen, Organisationstalent und Tatkraft zauberte er attraktive Veranstaltungen. So sollte das Weihnachtsfest 1979 mit seinem Weihnachtsball noch einmal den Versuch darstellen, durch einen ganz besonderen Rahmen möglichst viele Cartellbrüder mit ihren Damen zu versammeln.
Die Orangerie des Stadtschlosses war wieder Ort der Veranstaltung Vor dem traditionellen Ball fand ein Souper bei Kerzenschein und Barockmusik statt. Das Streichquartett und das Bedienungspersonal trugen eigens aus dem Würzburger Theaterfundus entliehene Barockkostüme. Eine große Tombola sorgte während des Ball Vergnügens für eine kurzweilige und überraschungsvolle Unterbrechung. Ca. 170 neugierige Ballbesucher, darunter viele Freunde der CV-Familien, belohnten das Bemühen um einen vollen Saal.
In den folgenden Jahren wurde mit dem gleichen Rezept zum Weihnachtsballe geworben, jedoch ging die Besucherzahl kontinuierlich zurück. Das Defizit des Zirkels wuchs vornehmlich durch den Ball. Die Kosten, hauptsächlich bedingt durch die immens teure Saalmiete, nachdem das Hotel "Maritim" die Orangerie von der Stadt Fulda übernommen hatte, waren nicht mehr zu decken. So fiel die Veranstaltung zunächst einmal aus, später dann, nach Gründung der CV-Verbindung "KDStV Adolphiana zu Fulda" in 1986, lebte der Ball im Verbund mit dem Stiftungsfest Adolphianas wieder auf. Er fand allerdings dann im November und im Kolpinghaus statt. Der letzte Ball dieser Art war am 17 November 1990. 1991 mußte er wegen zu geringer Beteiligung ausfallen.
Ähnlich erging es einer anderen traditionellen Veranstaltung, nämlich dem sogenannten Kreuzbergfest. Nach dem Tode des Cbr. Dr. Bernhard Hommens, dem Promotor des Kreuzbergfestes, und seines Freundes, dem Guardian des Franziskanerklosters auf dem Kreuzberg, war es dem Zirkel nicht mehr möglich, im Kloster Kreuzberg für sich einen Raum zu reservieren. Der Umzug in das Hotel vor dem Kloster gelang zunächst, jedoch wurde das Singen von Liedern wegen der Hausgäste abends untersagt. Es wurde daher beschlossen, nach dem Besuch des Klosters auf dem Kreuzberg in Oberweißenbrunn eine zünftige Kneipe zu schlagen. 1979 und 1980 geschah dies mit großem Erfolg, 1981 wurde aus der Kneipe nur ein gemütlicher Abend, ab 1982 veranstaltete der Philisterzirkel dann eine Herbstwanderung mit Familienangehörigen in der Rhön, am 29.10.1983 zum letzten Mal auf den Kreuzberg, später zur Milseburg und Maulkuppe. 1990 und 1991 fand die Wanderung in der thüringischen Rhön statt und erfreute sich reger Beteiligung.
Auch die übrigen Veranstaltungen, bei denen die Familien der Cartellbrüder beteiligt werden, zeigten guten Zulauf. Seit 1968 wurde im Sommer ein Kinderfest veranstaltet, zunächst in Klein-Heilig-Kreuz (Vogelsberg), später am Wachtküppel und anderen Plätzen der Rhön, von 1981 bis 1989 wieder in Klein-Heilig-Kreuz, 1990 in Elters, 1991 in Gruben bei Hünfeld. Seit 1981 sorgte Cbr. Max Filke in unermüdlicher und ideenreicher Weise für ein buntes Kinderprogramm.
Am 6.12.1980 lebte eine alte Veranstaltung wieder auf, nämlich die Nikolausfeier für die Kinder der Cartellbrüder. Bei guter bis sehr guter Beteiligung wurde sie von Musikgruppen umrahmt, anfangs unter der Führung von Rektor H Rill (UV), später unter der Führung von Frau B. Trost und Cbr. Dr. N. Herr, die mit den älteren Kindern der Cartellbrüder Nikolaus- und Weihnachtslieder als Flötengruppe mit Klavierbegleitung und als Blechbläser einübten und vortrugen.
Unter dem Seniorat von Cbr. Dr. Feldmann wurde seit 1984 die Famifienfahrt zu Pfingsten auf den Habsberg, einen Wallfahrtsort in der Oberpfalz, eingerichtet. Die "Wallfahrt", wie es in der Oberpfalz heißt, wurde von Pfarrer Richard Hüttinger, dem Schwager von Cbr. Dr. Erich Muth, verwaltet. Es lag daher nahe, durch einen Ausflug in ferne Gefilde dem Programm des Zirkels neue Attraktivität zu verleihen. Eine umfangreiche Verlaufsgestaltung mit Wanderungen, Besichtigungen, Höhleneinstiegen, Donaufahrten, Besuchen in Regensburg, Passau und Berching, wo Cbr. Dr. Winfried Jordan, gebürtiger Fuldaer, lebt und der natürlich mit einbezogen wurde, ließen diesen Ausflug zu einer bei jung und alt beliebten Einrichtung werden.
Neben den tradierten und mittlerweile zur Tradition ernobenen Veranstaltungen wurde keine Gelegenheit versäumt, besondere Begebenheiten für das Treffen mit Cartellbrüdern seitens des Zirkels zu nutzen.
1981 gab es die ersten Kontakte, nachdem Cbr. Dr. Herr diese Gemeinden "wiederentdeckt" hatte. Auch Cbr. Dr. Hahn war in den 30er Jahren schon einmal in der Nähe von Mohacs zu Gast. 1983 fand der erste offizielle Besuch einer Fuldae Gruppe mit einem gemeinsamen Heimatabend in Himeshaza statt. Viele CVer waren mit von der Partie. Ein "Stiffoller Freundeskreis" mit einem Komitee bildete sich in Fulda in der Absicht, nicht nur Kontakte zu pflegen, sondern auch die Kirche in Szür, einem Nachbarort von Himeshaza, die sich in einem beklagenswerten Zustand befand, mit Spenden aus Fulda zu renovieren. Ihm gehörten die Buchonen Dr. Gotdmann, Schubert und Dr. Herr an, außerdem Steuerberater Priller Bürgermeister Jost aus Rasdorf und Architekt Menz (KV), allesamt mit CVern befreundet.
1987 war es soweit. Unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit in Fulda, aber auch der ungarischen, kam es zu den Feierlichkeiten in dem kleinen Szür, bei der die Bischöfe Cerharty aus Pecs und Cbr. Prof. Dr. Schick für Fulda ein gemeinsames Pontifikalamt zelebrierten, bei dem auch Cbr. Dr. Krieg mitwirkte. Selbst der ungarische Rundfunk nahm am Geschehen Anteil durch die Reportage von Prof Dr. Hambuch aus Mucsi, ebenfalls einem fuldischen Ort. Der Sohn von Prof. Dr. Hambuch studiert in Mainz und ist als CVer aktiv. Die Kontakte erstrecken sich gegenwärtig auf viele Gemeinden im Kreis Fulda, und uns freut es daher um so mehr daß in Pecs sich eine CV-Verbindung gebildet hat.
Einige Personen sind uns bekannt, so der Pfarrer aus Himeshaza, Eduard Mihm, der ihr Studentenseelsorger und Mitglied geworden ist. Wir werden versuchen, mit den dortigen CVem in Kontakt zu treten.
Daß bei allen Fidulitäten, Festivitäten und Eriebnisfahrten auch die Pflege des Geistes betrieben wurde, davon zeugen Besichtigungen und Vorträge.
Das Leben des Philisterzirkels wurde neben den geschilderten, besonders anberaumten Veranstaltungen auch repräsentiert durch die Pflege regelmäßig durchgeführter Treffen An jedem Büß- und Bettag fand traditionsgemäß der Gottesdienst für die verstorbenen Cartellbrüder in der Severikirche zu Fulda statt. Anschließend wurden die Jubilare bei einem Frühschoppen geehrt. Am Abend fand man sich dann zum Rechenschaftsbericht und zur Beschlußfassung auf einem CC im Hotel "Zum Kurfürst" ein.
Auch die Stammtische wurden regelmäßig begangen. So traf man sich an jedem ersten Mittwoch eines Monats um 18 Uhr im Hotel "Zum Kurfürst", jeden Montag im Kegelclub im "Goldenen Anker", der ",Kapp"", jeden Dienstag zum "Dienstagsstammtisch".
Der "Dienstagsstammtisch" entstand spontan und entwickelte nunmehr seit fast zwanzig Jahren eine besondere Eigendynamik. Über viele Jahre fand er im Lokal "Zu den drei Linden" in Neuenberg statt. In seiner Blütezeit während der siebziger und achziger Jahre waren regelmäßig und fast vollzählig die Cartellbrüder Dr. K. Winter, Dr. M. Rehberg, Dr. E. Muth, J. Worringen, Dr. N. Herr, Ch. Schubert, Dr. J. Goldmann, Dr. K.-D. Feldmann, P Güntzel, T. Gaul, Dr. U. Hirt, F. Trost, T Miller, R. Schick, M. Fiike. F. Boß, Dr. J. Werner, G. Lang, N. Wengerek, M. Hodes, Dr S. Kraner, Dr. A. Kraus, Dr. Dr. J. Schick. Dr. M Schneider, Dr. W. Bös versammelt. Als Freunde der Stammtischbesucher trafen noch dazu Dr. J. Hobeck, Dr. M. Sahlfeld, Dr. T. Hoeft vom Waffenring, R. Menz vom KV und Dr. E. Hahner vom UV. Sehr häufig kam auch noch Dipl. theol. N. Bug.
In dieser stattlichen Runde vergingen die Abendstunden im Flug. Witz, Diskussion, Unterhaltung, auch die eine oder andere "Runde" sorgten für reiche Kurzweil, bis gegen 24 Uhr eine Platte mit Wurstbroten die Corona stärkte Manchmal schlief die Wirtin, Frau Henning, schon mal auf ihrem Stuhl im Schankraum ein, bis die Herrenrunde im Nebengelaß aufbrach, um nach Hause zu gehen oder um nochmals "und darauf wollen wir uns noch einen genehmigen" zu intonieren.
Seit 1991 findet der "Dienstagsstammtisch"" im "Felsenkeller", Fulda, statt. Viele Ideen bezüglich des CV-Lebens in Fulda wurden gerade an diesem Stammtisch geboren So die Gründung der Adolphiana, die Habsbergfahrt, die Ausgestaltung der Kinderfeste und Nikolaustage, die Entstehung des Bürgerfrühschoppens u. v. a. m. Der Zusammenhalt ist groß und führte auch dazu, daß sich die Familien untereinander gut kennenlernten. Man wußte so von einander, wer sonntags im Wittgeser Gasthaus seinen Dämmerschoppen nahm, wer auf der Maulkuppe im Fuldaer Haus nach der Sonntagswanderung zu finden war oder den "Meixner" in Elters, bzw. neuerdings in der Lothar-Mai-Hütte bei Steens beehrte.
An diesen Kristallisationspunkten traf man sich wieder sofern Zeit und Gelegenheit es zuließen. Daneben etablierte sich unter den Bundesbrüdern der VKDSt Rhenania, Marburg, der VKDSt Hasso-Rhenania, Gießen, der KDStV Palatia, Marburg, und der KDStV Tuiskonia, München, jeweils ein monatliches Treffen.
Abschließend kann gesagt wrden, daß das Leben des Philisterzirkels durch das große Engagement von Cbr. Dr. Feldmann und seinen Chargen regen Aufschwung nahm, daß aber durch die Vielseitigkeit der Bindungen, in die die Cartellbrüder sich zunehmend begaben, doch allmählich die Besucherzahl bei den offiziellen Veranstaltungen abnahm, so daß der Vorstand zum Senioratswechsel 1989 beschloß, nur noch die bewährten Veranstaltungen zu pflegen. Trotzdem war dies für Cbr. F. Trost keine leichte Aufgabe, zumal jüngere Cartellbrüder seit Jahren kaum den Weg zum Philisterzirkel gefunden haben, und die bisher äußerst aktiven Philister allmählich ermüden.
Durch die Durchführung des 100. Stiftungsfestes des Zirkels hoffen jedoch Cbr. F. Trost und seine Mannschaft, noch einmal alle Kräfte bündeln zu können, um durch attraktive Veranstaltungen neue und jüngere Cartellbrüder anzusprechen und für den Zirkel zu werben. Die Bereitschaft der Cartellbrüder, im Festausschuß mitzuarbeiten, wird dankbar als Zeichen der Hoffnung empfunden, daß auch noch für viele weitere Jahre das CV-Leben im Fuldaer Land befruchtet und bewahrt werden kann.
Joh. Worrmgen (H-RG, Ad) Dr Norbert Herr (Gf, Ad)